Deutsche Bundespräsidenten
Christian Wulff
Kurzbiografie, Daten, Bild
Am 30.06.2010 wurde der Osnabrücker Christian Wulff zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Sein
Vorgänger Horst Köhler war einen Monat zuvor überraschend von seinem Amt zurückgetreten.
Die Wahl von Christian Wulff zeigte sich als sehr schwierig. Er benötigte insgesamt drei
Wahlgänge, um sich gegen seinen härtesten Kontrahenten, dem Bürgerrechtler Joachim Gauck,
durchzusetzen. Erst da setzte er sich mit 625 Stimmen durch. Zuvor blieben ihm große
Anteile an Stimmen aus dem eigenen CDU/FDP-Lager verwehrt.
In seinen ersten anderthalb Jahren bliebt Bundespräsident Wulff weitgehend blass und unauffällig.
Lediglich sein Satz "Der Islam gehört ebenso zu Deutschland wie das Christientum", blieb in
Erinnerung und sorgte für einige Diskussionen in Politik und Bevölkerung.
Ende 2011 geriet Wulff jedoch mächtig in die Schlagzeilen und unter Druck. Recherchen zufolge hatte
er als Ministerpräsident dem Niedersächsischen Landtag einen privaten Hauskredit, den er von dem
befreundeten Ehepaar Geerkens erhalten hatte (insgesamt 500.000 Euro) verschwiegen, bzw. die tatsächlichen
Umstände des Kredites nach einer Anfrage verfälscht. Deshalb kamen immer mehr Forderungen nach einem Rücktritt von Wulff auf.
Dennoch wollte er sein Amt nicht niederlegen, da er angeblich gegen kein geltendes Recht verstoßen hätte.
Zudem wurde bekannt, dass Wulff im Vorfeld der Berichterstattung
versucht hatte, die Veröffentlichung durch einen Drohanruf beim Chefredateur der BILD zu verhindern.
Für diesen Drohanruf musste sich Wulff, der sich kurz zuvor noch auf das wichtige Gut der Pressefreiheit berief,
öffentlich in einem Interview am 04.01.2012 entschuldigen. Doch auch in diesem Interview wurden weitere Fakten
offensichtlich verharmlost. Aktuell wird dem Bundespräsidenten seitens der BILD-Zeitung eine Unwahrheit hinsichtlich
des Inhaltes des Drohanrufes vorgeworfen.
Den Höhepunkt erreichte der Wulff-Kandal am 16.02.2012, als die Staatsanwaltschaft auch noch Ermittlungen gegen Wulff
wegen Bestechlichkeit aufnehmen wollte und die Immunität aufheben lassen wollte. Das zwang Wulff dann letztendlich am 17.02.2012
zum Rücktritt. Die Nachfolge wurde zunächst kommissarisch von Horst Seehofer übernommen.
Am 8. März 2012 wurde Christian Wulff trotz heftiger Proteste mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet.
Unüblicherweise verlangte er sogar das Spielen von vier anstelle von drei Liedern. Die komplette Opposition
sowie alle Alt-Bundespräsidenten verweigerten die Teilnahme an dieser Veranstaltung. Zudem gab es einige 100 m von
Schloss Bellevue entfernt Gegendemonstrationen. Die etwa 250 Teilnehmer versuchten, durch den Einsatz von Vuvuzelas
die musikalische Begleitung der Veranstaltung zu stören. Damit fand das Kapitel Christian Wulff auch bei seiner
Abschiedsveranstaltung ein unrühmliches Ende.
Foto von Martina Nolte
|